Elektro-LKW: Umbruch in einer traditionellen Branche

Kaum eine Branche sieht sich derart den Herausforderungen nachhaltiger Wirtschaft ausgesetzt wie die Automobilindustrie. So ist es nicht verwunderlich, dass auch LKW-Hersteller fleissig an der Umstellung arbeiten. Welche Chancen bieten sich damit für die Logistik?

Nicht erst seit Fridays for Future sind Klimawandel und globale Erwärmung in aller Munde. Dass Verbrennungsmotoren einen grossen Anteil an der Emission von Treibhausgasen ausmachen, ist kein Geheimnis mehr. In Zeiten einer immer enger vernetzten globalen Wirtschaft und stetig wachsender Transportvolumina muss sich auch die Logistikbranche die Frage nach der Klimaverträglichkeit stellen. Steht mit der bald serienmässigen Produktion von Elektro-LKW nun der grosse Umbruch bevor?

PKW schon bald nur noch mit Elektromotor

Die Global Player von Volkswagen, General Motors, Volvo und Co. haben die Zeichen der Zeit erkannt Vorreiter wie Tesla des Technikgenies und Milliardärs Elon Musk machen schon heute vor, dass der vollständige Verzicht auf Verbrennungsmotoren möglich ist.

Zwar haben sich die Marktführer unterschiedliche Zeiträume und Meilensteine zum Ziel gesetzt. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden jedoch schon ab Mitte des nächsten Jahrzehnts nur noch Elektro-PKW auf den Markt gebracht.

Grössere Herausforderungen an LKW

Ganz so schnell schafft es die Nutzfahrzeugbranche nicht. Die Umstellung bei PKW gestaltet sich deutlich einfacher, da LKW im Vergleich viel intensiver beansprucht sind. So legen sie wesentlich längere Strecken zurück und befördern dabei deutlich grössere Lasten. Daher gerieten Elektromotoren in Transportfahrzeugen bisher auch schnell an ihre Grenzen. Abhilfe könnten hier aber Fortschritte in der Entwicklung von Elektromotoren und Batterien leisten.

Oberleitungen als alternative Lösungen

Die Problematik von Reichweite und Leistungsfähigkeit muss jedoch nicht immer zwangsläufig durch grössere Batterien bewältigt werden. Continental und Siemens arbeiten beispielsweise an einer ganz anderen Lösung, die man bereits aus dem Schienenverkehr kennt: die Oberleitung. Dahinter steckt die Idee, den LKW auch während der Fahrt mit neuer Energie zu versorgen.

Ob bald auch auf der Autobahn Realität wird, was Eisenbahn und Tram längst kennen, bleibt fraglich. Sicher ist jedoch, dass die Zukunft der Automobilindustrie in Elektromotoren liegt. Der Wettkampf um die Führung im Bereich E-Mobilität beschränkt sich längst nicht mehr nur auf Produkte für Privatkunden.

Ehrgeizige Ziele europäischer Hersteller

Trotz des Vorsprungs der Technologie bei Elektro-PKW befindet sich auch die Nutzfahrzeugbranche auf der Zielgraden. Fünf grosse europäische LKW-Produzenten haben sich dazu verpflichtet, den vollständigen Verzicht auf Verbrennungsmotoren umzusetzen. Beispielsweise kündigten sowohl Scania als auch Volvo an, bereits 2030 die Hälfte ihres Umsatzes aus dem Verkauf von Elektro-LKW zu erwirtschaften. Die Deutschen von MAN gehen sogar noch einen Schritt weiter: Sie wollen bis zu diesem Zeitpunkt bereits zu 60% auf Elektromotoren umgestiegen sein.

Tesla auch bei LKW auf dem Vormarsch

Konkurrenz bekommen europäische Produzenten derweil auch hier von Tesla. Schon bald wollen die Amerikaner ihr Modell Semi ins Rennen schicken. Bis zu 800 Kilometer soll der E-Truck zurücklegen können und dabei noch um etwa 20% geringeren Betriebskosten als ein Diesel-LKW verursachen. Ob und wann er auf den Markt gebracht wird, ist noch nicht abschliessend geklärt. Sicher ist jedoch, dass die traditionellen Branchenriesen damit unter Zugzwang stehen.

Aber nicht immer muss alles, was glänzt, auch gleich Gold sein, wie ein US-amerikanisches Unternehmen Mitte des Jahres bewiesen hat. Nachdem sich herausstellte, dass E-Truck-Hersteller Nikola bei der Darstellung der Fortschritte eigener Produkte möglicherweise getrickst hatte, trat Geschäftsführer Trevor Milton vorerst von seinem Posten zurück. Derzeit steht der Verdacht im Raum, dass wirtschaftliche und technologische Aspekte von Nikola geschönt worden seien, um den Börsenwert des Unternehmens zu manipulieren. Dies zeigt, dass der Markt hart umkämpft ist und der Wettbewerb mitunter auch unsauber ausgetragen wird.

Direktbetankung mit sauberer Energie: Vorbild Liechtenstein

Die Liechtensteinische Post AG zeigt schon heute, wie in Zukunft Transportfahrzeuge direkt mit Solarstrom betankt werden können. Dazu hat sie in Schaan eine Elektrotankstelle aufgebaut, die Transportfahrzeuge der Zukunft mit umweltfreundlicher Energie aus einer Photovoltaikanlage lädt. Der Vorgang soll unkompliziert während der Wartezeiten erfolgen.

In einem gemeinsamen Projekt mit der Firma Hunger Transport AG erprobt die Liechtensteinische Post derzeit einen LKW, der künftig über 100´000 km pro Jahr zurücklegen und dabei ca. 120 Tonnen CO² im Vergleich zu herkömmlichen Fahrzeugen einsparen soll. Dieser Ansatz der Liechtensteinischen Post AG kann zum Vorbild für eine umweltfreundliche und klimaverträgliche Logistik- und Transportbranche werden.

Mit Elektro-LKW Logistik grüner gestalten

Angesichts der Entwicklungen des Klimawandels ist der Siegeszug des Elektromotors unausweichlich. Das beweisen auch die ambitionierten Ziele der grossen Unternehmen und Produzenten. In den nächsten Jahren sind gewiss weitere interessante Innovationen und Fortschritte im Bereich E-Mobilität zu erwarten. Die Logistikbranche indes kann von saubereren Fahrzeugen nur profitieren. Denn eines steht fest: Am Thema Nachhaltigkeit kommt schon heute niemand mehr vorbei.

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